Stimmungsvoll in der Osternacht 2022
Taufbecken
Passionsaltar
Straßenansicht
Evangelische Kirche Modau

Kirche

Informationen zur Evangelischen Kirche in Modau (Nieder-Modau):

Seit Mitte des 12. Jahrhunderts wird in unserer kleinen Dorfkirche Gottesdienst gefeiert - nur unterbrochen durch Pestzeiten im Dreißigjährigen Krieg und im Corona-Lockdown 2020/21.
Wahrscheinlich wurde das erste Kirchengebäude aus Stein zeitgleich mit der Burg durch die Herren von Crumbach errichtet. Aus dieser Zeit stammt die Westmauer mit dem einfachen romanischen Portal. Dieses zeigt die für das Mittelalter häufig an Portalgewänden zu findenden "Wetzrillen", jetzt im unteren Bereich der Gewände.
Im Laufe der Jahrhunderte entstand um die kleine Kirche eine recht umfangreiche Pfarre:
Nieder-Modau, Ober-Modau, Ernsthofen, Asbach, Klein-Bieberau, Webern, Rohrbach mit Wembach und Hahn gehörten ursprünglichn zum Kirchspiel Nieder-Modau (teilweise noch bis 1904). Seit 1489 war die Kirche Sankt Pankratius geweiht, einem der "Eisheiligen".  Noch um das Jahr 1516 wurde sie vergrößert. Die im westlichen Teil des Dachstuhls verbauten Balken zeugen davon, ebenso die Fenster mit spitzen Bögen (ursprünglich mit Maßwerk verziert), eine Sakramentsnische in der Südwand (heute unter Putz vermauert)  und das Taufbecken aus Sandstein. Das Foto zeigt schön die Dachstuhlerhöhung an der alten romanischen Westmauer.

Westmauer von 1150

1526 - kurz nach der spätmittelalterlichen Erweiterung und Erneuerung des Kirchbaus
wurde in Modau die Reformation eingeführt und seither wird evangelischer Gottesdienst gefeiert.

Im Dreißigjährigen Krieg haben gewalttätige Soldaten Fenster und Mobiliar zerschlagen und geplündert. Danach dauerte es noch einmal fast einhundert Jahre, bis eine Renovierung und abermalige Vergößerung des Gebäudes vorgenommen werden konnte (1716-18), zeitgleich mit der Pfarrkirche in Ober-Ramstadt. Im zeitgenössischen Barockstil geschah die Umgestaltung. Emporen, Bänke, Kanzel und Pfarrstuhl stammen aus dieser Zeit. Das "Murrer" Gotteshaus auf dem Kirchhof ist damals um fast ein Drittel nach Osten erweitert worden. Dabei "öffnete" man die Maßwerkfenster, um sie dem barocken Stil gerecht zu zeigen - heute würde man einen solchen Frevel nicht mehr zulassen. Ein barocker Dachreiter nahm die beiden Glocken auf, anstelle eines Altarfensters nach Osten (die Kirche ist ziemlich genau geostet) wurden zwei barocke Fenster eingebaut und es entstand auf der Rückseite der Kirche die eigentliche Schauseite. Diese zeigte allerdings ursprünglich nicht ihr Fachwerk. Noch 1907 zeigt ein Foto die Schauseite vollständig verputzt. Im Zuge des barocken Umbaus wurde eine spätgotische kleine Pforte auf die Ostseite der Kirche versetzt. Einen Eingang direkt hinter dem Altar hat nicht jede Kirche. Den Haupteingang auf der "Rückseite" auch nicht... Vermutlich hängt diese Murrer Eigenart wiederum mit einem im Laufe der Jahrhunderte verlorengegangenen Zugang zum Kirchhhof zusammen.
Noch eine Besonderheit: Die Kirche hat zwei nur lose verbundene Dachstühle, den von 1516 und den von 1718. Die Kirchendecke ist nur eingehängt. Das führte u.a. dazu, dass sie sich beim dem starken Erdbeben 2014 heftig zu bewegen begann und an die West- und Ostmauer anstieß. Die Schäden sind leider noch sichtbar. 
Im Epochenjahr 1789 bekam unsere Kirche ihre historische Orgel (siehe eigenen Artikel). 
Für das Jahr 1890 übrigens ist für Modau die einzig bekannte Erhebung verzeichnet: bei einer Renovierung wurde der Kirchenboden um 35 cm angehoben...
1809 feierte die Gemeinde den Guß zweier Glocken. Unweit der Kirche wurden zwei Gruben ausgehoben für den Guß nahe am Kirchberg. Heute erfreuen sich die Hühner eines örtlichen landwirtschaftlichen Betriebes und Radausflügler des Geländes entlang der Modau.
Nur noch die kleine der beiden Glocken von 1809 ruft zum Gebet. Ihre größere Schwester und deren Nachfolgerin (gestiftet von nach den USA ausgewanderten Gemeindegliedern) fielen den beiden Weltkriegen zum Opfer. Aus Ober-Ramstadt kam 1949 Ersatz für die "große Glocke". 

glocke 1809

2005 ließ der Kirchenvorstand eine umfangreiche Innenrenovierung vornehmen.
2018 feierte die Gemeinde das 300-jährige Jubiläum unserer schmucken Dorfkirche.

(Eine Festschrift mit ausführlicher Chronik der Kirche und der Gemeinde ist im Pfarrbüro erhältlich.)

Übrigens:

Im Sommer ist die Kirche sogar besser besucht als zu mancher Weihnachtszeit:
Letzte Zählung am 20. Juni 2022: 162 Muttertiere und mindestens 138 Jungtiere finden unter dem schützenden Dach Sommer für Sommer Unterschlupf :)

 

fm

Foto Murrer Fledermäuse 2022: Dirk Bernd, NABU

Foto Osternacht 2022: Tuula Lyytikäinen

Text: Pfarrer Joachim Fuchs